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Mikulas Krejcik z Radimovic
Heraldiker MdH und Akademischer Kunstmaler
Seit 1990 auf dem Gebiet der Heraldik tätig
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Die Heraldik Teil 2 |
Ein Fürstenwappen aus dem 18. Jahrhundert.
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Die Heraldik hat Beziehungen zu vielen Wissensgebieten, die als ihre Hilfswissenschaften angesehen werden können und die sich andererseits der Heraldik als einer solchen bedienen. An dieser Stelle soll die heraldische Wissenschaft von diesem Gesichtspunkt aus hier näher betrachtet werden.
Zur allgemeinen Geistesgeschichte bestehen vielfältige Verbindungen schon dadurch, daß der Philosoph Leipnitz und der Theologe Spener sich gelehrterweise mit der Heraldik beschäftigt haben, und daß berühmte Dichter und Denker von Walther von der Vogelweide über Kant, Goethe und Schiller bis zu den Geistesgrößen unserer Tage ein Wappen führten. Auch die noch kaum untersuchte Psychologie der Wappenwahl ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen.
Mit der allgemeinen politischen Geschichte ist die Heraldik gleichfalls auf vielfältige Weise verbunden. So schlägt sich jene in den Wappen der Länder nieder, während umgekehrt die Wappen der Länder, ihrer Herrscher und sonstigen führenden Persönlichkeiten Aufschluß zu geben vermögen über bestimmte politische Entwicklungen und Ansprüche (z.B. Anwartschaftswappen, Warteschild).
Zur Kunstgeschichte bestehen enge Beziehungen schon dadurch, daß sich der Einfluß der allgemeinen Kunststilepochen auch auf die heraldische Darstellung ausgewirkt hat. Umgekehrt ermöglicht oft die Darstellung von Wappen auf kunstgeschichtlich wertvollen Gegenständen (Gemälden, Gläsern, Skulpturen usw.) eine genauere Bestimmung ihrer Entstehungszeit.
Die Siegelkunde (Sphragistik) hat besondere Bedeutung für die Heraldik, weil Siegel oft zu den ältesten heraldischen Quellen zählen. Aus Siegelbildern sind auch vielfach Wappen, insbesondere Städtewappen entstanden. Bis in die neueste Zeit hinein enthalten die Siegel der Gebiets- und anderen öffentlich-rechtlichen Körperschaften vorzugsweise Wappendarstellungen.
Selbst die Münzkunde (Numismatik) wird zum heraldischen Hilfsmittel. Sie gibt über die Entwicklung von Dynastenwappen - gelegentlich auch anderer auf Medaillen dargestellte Wappen -Aufschluß.
Besonderes enge Beziehungen bestehen zwischen der Rechtsentwicklung und der Wappenkunde. Die allgemeine Entstehung eines Rechts am Wappen führte zu weitgehender Parallele zwischen dem Wappenrecht und dem Namens- und sonstigen Kennzeichnungsrecht.
Zwischen der Volkskunde und der Heraldik bestehen gleichfalls zahlreiche Wechselwirkungen. So hat die Heraldik ihre Schildfiguren vielfach aus dem Bereich der Gebrauchsgegenstände des Volkes entnommen, die heute nur noch auf diese Weise fortleben (z.B. Kesselhaken, Pferdebremse usw.). Die Sagenwelt mit ihren Riesen, Zwergen und tierischen Fabelwesen (z.B. Einhorn, Vogel Greif, Drache) hat in der Heraldik als Wappenfigur oder Schildhalter Eingang gefunden. Die Wappen selbst haben vielfach zur Entstehung von Wappensagen und der Symbolisierung in Form der "redenden Wappen" Aufschlüsse über die Denkweise des Volkes in der Entstehungszeit der Wappen gibt.
Die Sozial- und Wirtschaftgeschichte hat auf die Entwicklung des Wappenwesens vielfältigen Einfluß ausgeübt. Mit dem Aufsteigen neuer sozialer Schichten erweitere sich auf die Wappenführung auf diese, wie umgekehrt bis in unsere Tage hinein die Annahme eines Wappen als Anzeichen für die Erreichung eines bestimmten sozialen Status gegolten hat. Die jeweiligen ständischen Gegebenheiten prägen sich zum Teil in der Wappenführung aus.
Mit der Waffen- und Kostümgeschichte ist die Heraldik seit ihrer Entstehung durch die Übernahme bestimmter Waffenteile als heraldischer Symbolträger eng verbunden. Erst die Kenntnis der Waffengeschichte läßt manche Entwicklungen in der Heraldik, so z.B. den Weg von der Kampf- über die Turnier- zur reinen Zierheraldik, verständlich werden.
Trotz ihres kriegerischen Ursprungs hat die Heraldik auch zur Kirchengeschichte nicht unwesentliche Beziehungen. Die christlichen Symbole (Auge Gottes, Kreuz und Monogram Christi) sowie besonders die Attribute der Heiligen kehren in den Wappen wieder. Durch den Zwang zur Siegel- und Wappenführung für geistliche Würdenträger hat sich eine besondere Heraldik der geistlichen Würdenträger entwickelt: die kirchliche Amtsheraldik.
Selbst zu scheinbar so abgelegenen naturwissenschaftlichen Disziplinen wie Botanik und Zoologie bestehen nicht uninteressante Querverbindungen, da die Heraldik auch aus diesen Bereichen ihre Figuren entnommen hat, und zwar bereits zu einer Zeit, als manche exotischen Tiere (z.B. Elefanten, Kamele) oder Pflanzen im Abendland noch kaum allgemein bekannt waren. Die bevorzugte Verwendung bestimmter Pflanzen (Rose, Lilie) und Tiere (Löwe, Adler) zeigen eine eigenständliche Entwicklung der Heraldik, die auch durch die von der Volkskunde (Sagenwelt) nur teilweise beeinflußt Erfindung der heraldischen Fabelwesen zum Ausdruck kommt.
Angesichts dieser vielfältigen Beziehungen zu anderen Wissenszweigen kann man die Heraldik mit Recht als Schlüsselwissenschaft bezeichnen .
Quelle: Auszug aus der "Wappenfibel - Handbuch der Heraldik", herausgegeben vom Verein HEROLD, 19. Auflage, 2002, copyright by Verlag Degener und Co
Letzte Aktualisierung am 14.12.2017
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